La Milagrosa | |
Daniela Braun, Violine – Frank Lubnow, Klavier "Der Kuss der Fee" J. S. Bach (Hörprobe) |
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tangokultur.info, Januar 2006"Der Kuß der Fee": Ansteckende LeichtigkeitVon Jörg Buntenbach 1928 entstand das Ballett "Der Kuss der Fee". Es war die Basis dafür, dass der russische Komponist Igor Stravinsky gemeinsam mit seinem Freund, dem Geiger Samuel Dushkin, später das Divertimento für Geige und Klavier für Konzertzwecke arrangierte. Die beiden genannten Instrumente bestimmen das Klangbild der CD. Frank Lubnow am Klavier und Daniela Braun an der Geige bauen eine Brücke von der Musik des Spätbarock über russische Folklore bis hin zum Tango Nuevo. Auf den ersten Blick stoßen hier Musikwelten aufeinander, auf den zweiten jedoch werden Kompositionen von den jeweiligen Erneuerern und musikalischen Visionären ihrer Epoche vorgestellt. Am Anfang wurden sie abgelehnt oder verkannt - später gefeiert. Beim ersten Werk auf "Der Kuss der Fee" interpretieren die beiden Musiker die Sonate für Violine und obligates Klavier f-moll BWV 1018 in vier Sätzen in den Tempi Lamento, Allegro, Adagio und Vivace überzeugend. Mit einer geradezu ansteckenden Leichtigkeit harmonieren die beiden Instrumente miteinander, wobei erwähnt werden muss, dass Daniela Braun bei den Aufnahmen für diese Veröffentlichung auf einer Geige von Carlo Giuseppe Testore aus dem Jahr 1710 spielt. Die eingangs erwähnte Ballettsuite "Der Kuss der Fee" von Igor Stravinsky schließt sich an. Es ist ein Divertimento für Violine und Klavier. Das Wort 'Divertimento' leitet sich vom italienischen Substantiv zum Verb 'divertire' ab (lat. divertere) und bedeutete 'sich abwenden', 'auseinandergehen', 'voneinander abweichen'. Seit dem 17. Jahrhundert veränderte sich der Sinngehalt in 'Abschweifung', 'Vergnügung', 'Unterhaltung'? und wird in Deutschland seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Lehnwort im musikalischen Zusammenhang verwendet. Und in der Tat ist dieses Divertimento für Violine und Klavier ein Vergnügen und pure Unterhaltung. Auch hier beweisen Lubnow und Braun Fingerspitzengefühl. Geige und Klavier ergänzen sich in einer Art und Weise, als würden sie sich gegenseitig verführen wollen. Wie in einem Spiel belauern sie sich wohlwollend, um dann aufeinander zuzustürzen und vergnügt umeinander herum zu tanzen. In der zweiten Hälfte der CD geht es mit Tango Nuevo weiter. Bei Astor Piazzollas "Verano Porteño" beweisen die beiden Musiker ihre Vielfältigkeit sowie ihre Fähigkeit, sich mit Leib und Seele in eine Komposition hineinzuversetzen und diese mit Leben zu füllen. Gerade Piazzolla wird von den Musikern dieser Welt immer wieder gerne herausgekramt und ins Repertoire aufgenommen. Oft genug wäre es jedoch besser, das Original zu genießen. In diesem Fall gelingt es Lubnow und Braun, das Werk so akzentuiert darzubieten, dass man ihnen die in jedem Ton versteckten Gefühle abnimmt. Mit dem nächsten Titel, der "Milonga lenta", einer Komposition von Lubnow, überrascht uns das Duo abermals. Feinsinnig und nuanciert wird der typische Rhythmus einer Milonga im gemäßigten Tempo gespielt und erreicht damit eine intime Intensität. Daran schließt sich das Stück "Bethsabée" von Gustavo Beytelmann, einem Weggefährten Piazzollas, an. Auch hier besticht die Spielfreudigkeit der Musiker. Sobald die bewusst eingesetzten Disharmonien die Zuhörer verschrecken könnten, werden diese durch musikalische überraschungseffekte erneut in den Bann der Instrumente gezogen. Der vorletzte Titel macht die wohltuende Vielschichtigkeit der CD deutlich: "Le Boef sur le toit Cinéma - Fantaisie" komponierte Darius Milhaud 1919 nach einem Besuch in der brasilianischen Hauptstadt Rio de Janeiro, wo er die lateinamerikanische Folklore kennen lernte. Das Werk ist ein auf traditionellen Milonga-Rhythmen basierendes Ballett. Teilweise wirkt es wie die muntere musikalische Begleitung eines turbulenten Stummfilms. Als Element dieses Albums trägt es zum richtigen Zeitpunkt dazu bei, den dramaturgischen Spannungsbogen weder zu überspannen, noch zerspringen zu lassen. Verabschiedet werden wir mit Piazzollas "Tanti anni prima". Lubnow und Braun verstehen es auch hier, die romantische Verträumtheit des Werkes nicht zu überreizen oder gar überladen zu interpretieren. Weniger ist eben oft mehr! Die CD "Der Kuss der Fee" von Frank Lubnow und Daniela Braun ist für alle empfehlenswert, die der klassischen Musik genau so wie dem Tango zugeneigt sind und die sich genussvoll zurücklehnen möchten, um sich einfach mal zu entspannen und guter Musik zu lauschen. |
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Frank Lubnow wurde in Frankfurt am Main geboren und erhielt mit 6 Jahren seinen ersten Unterricht auf dem Klavier. Er studierte an der HdK Berlin bei Elena Lapitskaja sowie an der Folkwangschule Essen bei dem englischen Pianisten Michael Roll. Ferner absolvierte er Klavier-Meisterkurse bei Günther Ludwig und Jürgen Uhde sowie Kompositionsstudien in Paris bei Gustavo Beytelmann. Spielt solistisch, als Kammermusiker, Liedbegleiter; Orchesterdebüt mit den Düsseldorfer Symphonikern. Frank Lubnow wurde in Frankfurt am Main geboren und erhielt mit 6 Jahren seinen ersten Unterricht auf dem Klavier. Klarinettenspiel, Jugendchor, Rockband und Vokalquintett bereichern die Schulzeit. Er studierte an der HdK Berlin bei Elena Lapitskaja sowie an der Folkwangschule Essen bei dem englischen Pianisten Michael Roll und absolvierte Klavier-Meisterkurse bei Günther Ludwig und Jürgen Uhde. Spielt solistisch, als Kammermusiker, Liedbegleiter; Orchesterdebüt mit den Düsseldorfer Symphonikern. Kompositionsstudien in Paris bei Gustavo Beytelmann; die Produktion einer musikalischen Collage über den Dichter Klabund und klassischer Argentinischer Tango in verschiedenen Besetzungen erweitern das Spektrum. An Kompositionen liegen bislang Bühnenmusiken, Lieder und Kammermusik vor. |
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Daniela Braun, geboren in Potsdam, Studium an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ bei Joachim Hantzschk und Eberhard Feltz (Streichquartett) sowie an der Universität der Künste Berlin in der Klasse von Antje Weithaas. Meisterkurse bei Christoph Poppen, Mauricio Fuks und Igor Ozim. Konzertmeistertätigkeit u.a. bei der Kammerakademie Potsdam, der Jungen Sinfonie Berlin und der Neuen Opernbühne. Zwei Jahre beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Aktive Kammermusikerin; als Primaria des Abraxas Quartetts Preisträgerin des Internationalen Streichquartettwettbewerbs Tromp/Eindhoven (Holland) 2004. Mitglied der Staatskapelle Berlin. |
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